Sprechen wir mal über Beleidigungen. Da kann man ja heute so einiges falsch machen. Ein unbedachtes Wort und schon hat man nicht nur wie beabsichtigt die eine Person beleidigt, sondern gleich ganze Berufsgruppen, Nationalitäten, Geschlechter. Da hat man schneller einen Interessenverband am Hals als man »woke« sagen kann. Fragen Sie mal den frisch gekürten Bundeskanzler­kandidaten der CDU, Friedrich Merz. Da hat er einmal den Kanzler als »Klempner der Macht« bezeichnet und schon hagelt es Kritik vom Zentralverband des Deutschen Handwerks. Nur nebenbei: Der Verband hat das Zitat wunderbar aufgegriffen und zur Headline »Gesucht: Klempner, der macht!« gewandelt. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil ich mich hier mit dem aktuellen Kempsch Wöert auf dünnem Eis bewege. Denn die überlieferte Geschichte um das wundervolle Platt-Wort Suurmuuskutscher spielt in einer legendären Kempener Kneipe. Dort kamen sich ein stadtbekannter Arzt und der Sohn eines Landwirts, der bei Kuhlendahl Sauerkraut fuhr, ins Gehege. Und wie die sich daraufhin wechselseitig als Pillendreher und Suurmuuskutscher betitelten, ist bei Anwesenden von damals unvergessen. Heute ist es komplizierter, wenn es um Berufsstände und deren Schmähung geht. Zum Glück kann man dafür Workshops buchen: »Fluchen, ohne zu diskriminieren«. Gibt’s wirklich. Damals wie heute gibt es kreative Wortmischungen oder Anleihen aus Flora und Fauna, die man einem verhassten Zeitgenossen an den Kopf werfen kann, ohne Unbeteiligte zu verletzen. Wie wäre es mit Otterngezücht? Du Gurke? Oder Kohlkopf? Wobei wir da beim Kempsche Kappes wären, dem Weißkohl, der auch früher schon negativ verwendet wurde, wenn jemand »Kappes erzählt« oder eine »Ratsch im Kappes« hat, also einen Riss im Kopf, gleichzusetzen mit den fehlenden Tassen im Schrank. Alles bedenkenlos nutzbar. Von der Gemüsefront oder vom Porzellanverband sind noch keine Interventionen bekannt.

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