
Näcke Püet
Sommer, Sonne, Unbeschwertheit. Das dachte ich mir, als ich diesen Begriff für den Juni ausgesucht habe. Dafür stehen nackte Füße. Nun sitz ich hier, denke über den plattdeutschen Ausdruck nach, den ich als Kind so oft gehört habe, und kann nicht anders: In meinen Ohren klingen die Worte stets nach Vorwurf: »Mit de näcke Püet …« – hatte ausgesprochen in meiner Erinnerung einen tadelnden Unterton. Nach dem Motto: »Das geht doch nicht, hier mit nackten Füßen rumzulaufen.« Begleitet von der unausgesprochenen Warnung, man könne sich „den Tod holen“ auf dem kalten Boden, in Scherben treten oder was weiß ich. Und heute? Da ist das gesellschaftliche Verhältnis zu unbekleideten Füßen nicht weniger komplex. Die einen lieben sie, vielleicht sogar ein bisschen zu sehr für meinen Geschmack. Die anderen raten entschieden ab. So veröffentlicht der Pflasterhersteller Hansaplast »NOs und GOs für nackte Füße« – wobei die NOs definitiv in der Mehrzahl sind. Als die deutsche Außenministerin zum Ende der UNKlimakonferenz in Dubai 2023 ihre Füße fotografierte und bei Instagram postete, war „das Internet“ völlig aus dem Häuschen. Dazu scheint sich ein Generationenkonflikt in der Kindererziehung aufzutun, wenn Menschen über die Notwendigkeit von Schuhen und Socken für Kleinkinder diskutieren. Besonders Großmütter haben dazu oft eine feste Meinung. Seid bitte nachsichtig, liebe junge Mütter. Da könnt ihr noch so viele anderslautende Artikel ins Feld führen. Eure Eltern haben es vielleicht auch noch im Ohr, das vorwurfsvolle »Mit de näcke Püet …«