Hermans

Wo es denn blues
den Tiet geblieve

Wo es denn blues den Tiet geblieve
als Platt gesproake – on geschrieve
da had man effe Woert parat
die mieke sech dann richtig staats.

Dä Schwadlapp riet die Schnut wiet op
Vertellbaas dien noch ene drop
man üeverdrievt do be ook geer
on trefft ent Schwatte dann dä Keer.

Niet gonz vergaete Tiet on Sproak
wie dat ens be die Alde woar
das will man nun modern bewahren
on Spruek on Woerd tusame drage
und auf dem Bildschirm man es sieht
welch Reichtum alte Sprach her gibt.

Als das goldene Handwerk blühte
troan man den Deeg met naeke Püete.

Wo ist denn bloß die Zeit geblieben
als Platt gesprochen – und geschrieben
da hat man einfache Worte parat
die machen sich dann richtig gut.

Der Schwätzer reißt den Mund weit auf
Besserwisser tun noch einen drauf
man übertreibt dabei auch gern
und trifft ins Schwarze dann den Kern.

Nicht ganz vergessen Zeit und Sprache
wie das einst bei den Alten war
das will man nun modern bewahren
und Sprüche und Wörter zusammentragen
und auf dem Bildschirm man es sieht
welch Reichtum alte Sprach her gibt.

Als das goldene Handwerk blühte
trat man den Teig mit nackten Füßen.

KARL HEINZ HERMANS
ÜBERSETZEN
Gedicht

Häbbe kömmt von halde

Dieser Satz wird im eigentlichen Sinne wohl eher dem (Geld-)Sparen zugeschrieben – für uns passt er aber auch gut zum Grundgedanken dieser Website. Als Achim Evertz, Vorsitzender des Heimatvereins Schmalbroich, 2022 einige Wochen nach dem St. Martinszug in Kempen zwei Kinder (ca. acht, neun Jahre alt) die Kuhstraße entlang laufen sah und diese noch immer in Singfreude »Zint Mä-erte ös al wer op Rett …« intonierten und es im Kuhtor widerhallte, da freute er sich. Gleichzeitig kam ihm der Gedanke, wie lange es diese Lieder wohl noch geben würde und ob sie überhaupt noch verstanden würden. Eine Frage, die sich Liebhaber alter Sprachdialekte sicherlich oft stellen. Mit der Idee, den jetzigen Schatz zu bewahren – und vielleicht auch ein wenig zu erweitern und Jung wie Alt dafür zu begeistern – entwickelte Evertz gemeinsam mit Henning Lindeke (Design) und Jan Ludwig (Programmierung) diese Seite. Denn: »Haben kommt von halten.« Wir wünschen Ferkesfreud!